IMGP7461-1

Bashō Lieder

für Akkordeon solo

Nikola Glavas gewidmet

ASK 1072

Gefördert durch ein Stipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW

© 2021 ASK | zero · one · ocean

BASHŌ LIEDER | AUDIO

Auf diesem Wege
wandert kein einziger Mensch
am Abend im Herbst.

Die Nachtigall singt
im kleinen Bambusdickicht
von der alten Zeit.

Nichts als die Stille!
Tief in den Felsen sich gräbt
Schrei der Zikaden.

Über den Feldern,
von allen Dingen gelöst,
singt da die Lerche.

Glockenton verklingt –
der Blütenduft steigt herauf,
das ist der Abend.

Die »Bashō Lieder« sind eine klangliche Meditation für Akkordeon solo in fünf Sätzen. Jedem musikalischen Satz ist ein Haiku, ein dreizeiliges Kurzgedicht des japanischen Dichters Matsuo Bashō vorangestellt, dass dem betreffenden “Lied” Impuls, Richtung und Farbe gibt.

Ein Haiku hat die kürzeste aller lyrischen Formen, die in der Weltliteratur von Bedeutung sind. Sein Vers besteht aus drei Wortgruppen, deren Silben im Verhältnis von 5 – 7 – 5 stehen. Siebzehn gesprochene Silben seien das Maß eines Atemzugs, heißt es.


Dieses Zahlenverhältnis wirkt auch in der Musik. Es stützt jedes einzelne Lied als formgebender Gedanke und bildet die Basis seiner musikalischen Struktur. Komponieren unter dieser Prämisse bedingt ein kreatives Pulsieren zwischen äußerer Strenge und innerem Loslassen. Es ist ein Wechselspiel von fester Form und fließendem Inhalt. In und aus dieser Bewegung gestaltet sich Klang, von der Konstruktion zur Imagination und zurück. Aufgrund seiner knappen wie direkten Sprache, bedarf ein Haiku immer der schöpferischen Mitarbeit, wenn wir es lesen. Es sagt: Spiel mit mir.

Warum Akkordeon? – Es ist (neben der Gitarre) das musikalisch wohl komplexeste mobile Instrument. Man kann es tragen, damit wandern und hat doch immer “alles” dabei. Subtiles Solospiel wie voller Orchester-Satz sind möglich. Seine Klangerzeugung dagegen ist einfach. Die freischwingenden Tonzungen, getrieben durch den Blasebalg, geben ihm einen ursprünglichen, fast archaischen Klang. – Und: Es “atmet” …

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